Das ist natürlich auch wieder eine der Vorrichtungen, die man nur braucht weil man die dazu notwendigen Werkzeugmaschinen hat...
Und man kann damit ein Teil herstellen, das man bei der Kugeldrehvorrichtung verwenden kann...
Aber nun ernsthaft.
Mit dieser Vorrichtung kann man mehr oder weniger vollständige
Kugeln oder zumindest rotationssymmetrische kugeloide Teile
herstellen.
Ich habe schon mehrere dieser Vorrichtungen gesehen und dabei
gemerkt, dass es ganz unterschiedliche Ansätze zur Realisierung
des Problems gibt, den Drehstahl einen Kreisbogen ausführen zu
lassen.
Allen geminsam ist, dass sich der Drehstahl um eine Achse
schwenken lässt, die sich mit der Spindelachse im rechten Winkel
schneidet.
Letztlich lassen sie sich aber alle Konstruktionen auf drei Grundtypen zurückführen:
1. Vertikale Schwenkachse mit einseitiger Lagerung
2. Horizontale Schwenkachse mit zweiseitiger Lagerung
3. Horizontale Schwenkachse mit einseitiger Lagerung
Ob es noch andere Lösungen gibt habe ich gar nicht mehr untersucht, mir reichten schon diese drei Lösungen.
Die ursprünglich auskonstruierte Lösung nach 1. habe ich als zu kompliziert aufgegeben, die Lösung nach 2. habe ich schon im Entwurfsstadium aufgegeben, also blieb nur noch 3.
Die habe ich natürlich nicht erfunden, wie eigentlich fast immer
gabs auch dafür Vorgänger-Konstruktionen. Daran habe ich mich zwar
orientiert, aber im Detail dann wieder davon gelöst:
Wichtig war mir, dass ich die Vorrichtung an Stelle eines
Drehstahls in einem Einsatz des Schnellwechseldrehstahlhalters
haltern kann, weil damit die Höhenverstellung gegeben ist und ich
den Schnellwechseldrehstahlhalter weder abbauen noch einen
separaten Halter anfertigen muss.
Und es sollte einfach zu bauen sein. Deshalb wurde es auch kein
filigranes Feinwerk-, sondern eher ein einfaches
Landmaschinenbauteil.
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Der Grundkörper ist im Drehstahleinsatz des Schnellwechseldrehstahlhalters gespannt. |
Konfigurationen für verschiedene Kugeldurchmesser
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Konfiguration 1: Max. Kugeldurchmesser. |
Konfiguration 2: Mittlerer Kugeldurchmesser. |
Konfiguration 3: Min. Kugeldurchmesser. |
In der Konfiguration 1 für den maximalen Kugeldurchmesser ist
In der Konfiguration 2 für den mittleren Kugeldurchmesser kann
In der Konfiguration 3 für den minimalen Kugeldurchmesser ist
Wie es wurde was es ist
#1 Grundkörper 20x20x90, Bohrung d12
Nach dem Sägen und Fräsen spannte ich das Teil im
Vierbackenfutter der Drehmaschine ein, richtete es mit der Messuhr
zentrisch aus, plante die Stirnseite, zentrierte die Bohrung,
bohrte es auf und rieb die Bohrung.
#2 Welle d12
Für die Welle nahm ich ein 12er Rundmatrerial, sägte es ab,
plante und zentrierte die Stirnseite, setzte das Teil ab, faste
die Stirnseite an und schnitt ein M8-Aussengewinde.
Zwischen den beiden Lagerflächen setzte ich das Material auf d11
zurück.
Ich stach das Teil ab, plante die abgestochene Stirnseite, faste
die Stirnseite und schnitt ein M6-Innengewinde.
#3 Scheibe d19x8x4
Für die Scheibe verwendete ich ein 20er Rundmaterial, überdrehte
es auf d19, plante und zentrierte die Stirnseite, bohrte, faste
die Kanten und stach sie ab.
Für diesen Durchmesser war mein Positop zu gross, so dass ich die
Scheibe nicht spannen konnte. Statt die Rückseite zu überdrehen
schliff ich sie nur.
#4 Scheibe 60x50x16
Ursprünglich hatte ich die Scheibe als Drehteil gedacht. Für das
Spannen beim Fräsen hatte ich aber ebene Anfräsungen am Umfang
vorgesehen und bin schliesslich konsequenterweise auf eine
rechteckige Scheibe übergegangen.
Sie hat neben dem leichteren Spannen zusätzlich den Vorteil einer
längeren Führungsnut.
Damit sie nun zumindet ein wenig "rund" aussieht überdrehte ich
die Kanten.
Nachträglich setzte ich die Bohrung der Spannschraube tiefer,
damit ich die Kanten stärker überdrehen konnte.
#5 Anschlag d12x26
Dieser Anschlag nimmt das Gewinde zur Bearbeitungs-Zustellung
auf und dient als unterer Anschlag.
#6 Drehstahlhalter 69x25x14
Mit ihm wird der Drehstahl geklemmt und zur Zustellung nach
unten bewegt.
#7 Handgriff
Für den Handgriff fand ich ein Stück Flachmaterial, das ich ohne
weitere Bearbeitung (ausser etwas Biegen) verwenden konnte.
Nachdem nun alle Teile gefertigt waren brünierte ich sie und baute
sie probeweise zusammen.
Ich bearbeitete sie teilweise nach (am Grundkörper (#1) drehte ich einen schlanken Konus an (bei dem sich herausstellte, dass er wohl gar nicht so lang hätte sein müssen), an der Scheibe (#4) setzte ich die Spannschraube nach, überdrehte die Kanten und fräste die Nut nach) und montierte dann alle Teile.
Montage 1
1. Der Anschlag (#5) wurde in die Scheibe (#4) gesteckt und mit
einer Madenschraube M6x10 fixiert.
2. Die Welle (#2) wird in die Scheibe (#4) gesteckt und mit einer
Schraube M8x40 geklemmt.
3. Der Grundkörper (#1) wird auf die Welle (#2) geschoben und mit
der Scheibe (#3) und zwei Muttern M8 auf minimales Spiel
eingestellt und fixiert.
4. Der Handgriff (#7) wird auf der Welle (#2) mit einer weiteren
Mutter M8 befestigt.
Montage 2
Der Drehstahlhalter (#6) wurde mit der Zustellschraube (M6x50) in den Anschlag (#5) geschraubt und in der Nut mit der Feststellschraube M6x12 fixiert.
Der gebrochene Gewindebohrer (der den noch nicht vorhandenen
Drehstahl simuliert) wird mit der Schraube M6x20 geklemmt.
Fazit und Kritik
Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, die Scheibe (#4) zu spiegeln, damit man an die Feststellschraube von der rechten Seite herankommt - jetzt ist da der Ansch•lagbolzen (#5) im Weg.
Die Aussparung in der Scheibe (#4) war geplant, damit der
Drehstahl hinten überstehen kann. Aber es ist gar nicht sicher, ob
das in der Praxis zum Tragen kommt, weil er wahrscheinlich am
Einsatz des Schnellwechseldrehstahlhalters anstösst.
Deshalb hätte der Konus auch gar nicht bis zum Ende gedreht werden
müssen, ein Absatz hätte wohl auch gereicht.
Dass die Spannschraube die Scheibe (#4) so stark verformen würde hatte ich nicht gedacht. Es wäre deshalb besser gewesen, die Aufspannung und die Nut für den Drehstahlhalter konstruktiv zu trennen.
Dass die Muttern zum Klemmen des Handgriffs in Kontakt kommt mit
den beiden Muttern zur Spieleinstellung gefiel mir von Anfang
nicht.
Deshalb habe ich den Grundkörper um 2 mm gekürzt und die
Mutter-Kontermutter-Kombination durch eine selbstsichernde Mutter
ersetzt.
So reichte nun die Gewindelänge aus um den Handgriff mit einer
Mutter und einer Hutmutter festzusetzen, ohne dass es einen
Kontakt zur selbstsichernden Mutter kommt.
Ob die selbstsichernde Mutter zur Spieleinstellung reicht oder ob
sie sich lockert muss abgewartet werden. Ebenso ob die Befestigung
des Handgriffs mit zwei Muttern ausreicht. Allerdings erwarte ich,
dass man beim Drehen eher vorsichtig zustellen wird, so dass keine
grossen Drehmomente am Handgriff auftreten werden.
Nachdem ich von Uli einige abgebrochene 6er-Fräser bekam konnte ich einen davon als Drehstahl zurechtschleifen und erste Drehversuche starten.
Dabei zeigten sich schon gleich die ersten Probleme:
- Ich fand erst kein passendes Material zum Drehen ;-)
- Bedingt durch lange Führung in der Nut ist die
Kugeldrehvorrichtung ziemlich hoch. Und damit breit, wenn sie um
90° waagerecht geschwenkt wird. Sie braucht also ziemlich Platz
und so kann man nicht dicht am Futter arbeiten (also wäre eine
kreisförmige bzw. quadratische Grundform besser gewesen).
- Der Drehstahl muss nochmal nachgeschliffen werden, weil die
letzten Reste der Wendel die Geometrie stören.
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Kleine Kugel (ca. d12) aus Corian. | Grosse "Kugel" aus Aluminium (schärfer gings grad nicht). |
"Kugel" deshalb, weil ich hier bewusst den Drehstahleinsatz absenkte, so dass die Schwenkachse unter der Spindelachse liegt: Damit ist der Schwenkradius grösser als der Drehradius. Damit entsteht keine Kugel, sondern ein rotationssymmetrischer Körper, dessen Mantellinien einem Kreisbogen entspricht (ich habe keine Ahnung, ob es für diesen geometrischen Körper, der kein Ellipsoid aber spindelförmig ist, eine eigene Bezeichnung gibt).
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"Kugel": Hier wurde die
Schwenkachse so tief wie möglich unter die Spindelachse
gelegt um eine langstreckte "Kugel" zu drehen (die beiden "Kugelflächen" links und rechts wurden mit der selben Einstellung gedreht). |
Warnung: Ich bemühe mich zwar, sorgfältig zu arbeiten, aber ich muss Sie darauf hinweisen, dass Sie meine Hilfsmittel auf Ihr eigenes Risiko nachbauen! |